20 Meter Breit

2011 – 2012

In den Annalen der Berliner Musikgeschichte gibt es unzählige Bands, die für eine Weile hell leuchteten, um dann wieder in der kreativen Masse der Metropole unterzutauchen. Einige hinterlassen jedoch Spuren, die neugierig machen – sei es durch einen ungewöhnlichen Namen, einen raren Tonträger oder eine unerwartete internationale Episode. „20 Meter Breit“ ist eine solche Band. Ursprünglich aus Berlin stammend, erspielte sich diese Formation im Noise-Rock-Genre einen Namen in der lokalen Szene und wagte sogar den Sprung ans andere Ende der Welt für eine Tour durch Neuseeland.

Ein Name, der Fragen aufwirft: Die Anfänge in Berlin

Der Name „20 Meter Breit“ selbst ist bereits ein Statement. Er evoziert Bilder von Weite, vielleicht auch von urbaner Sperrigkeit oder einer unüberhörbaren klanglichen Präsenz. Ob er eine tiefere metaphorische Bedeutung für die Bandmitglieder hatte oder schlichtweg aus einer Laune heraus entstand, bleibt im Dunkeln – ein Umstand, der die Aura des Geheimnisvollen, die die Band umgibt, nur noch verstärkt. Die verfügbaren Informationen deuten darauf hin, dass die Band in der Berliner Underground-Szene verwurzelt war, einem Nährboden für experimentelle und unkonventionelle Musikrichtungen wie den Noise-Rock, dem sich „20 Meter Breit“ verschrieben hatte.1

Die Berliner Musiklandschaft der frühen 2000er Jahre bot zahlreichen Bands eine Bühne, und „20 Meter Breit“ war eine davon. Auftritte in bekannten alternativen Veranstaltungsorten wie dem KNAACK Club und dem KATO sind dokumentiert.2 Am 21. Juni 2006 beispielsweise teilten sie sich die Bühne im KNAACK mit Bands wie Radiopilot und Die Bromsen Brüder im Rahmen des „KNAACK FM“.2 Solche Auftritte waren typisch für die damalige Szene, in der lokale Bands oft gemeinsam auftraten und so zur Vielfalt des Berliner Nachtlebens beitrugen. Diese Konzerte, auch wenn heute nur noch spärlich dokumentiert, waren essenziell für den Aufbau einer lokalen Anhängerschaft und die Etablierung des Namens „20 Meter Breit“ im Gedächtnis der Szene-Gänger. Die Wahl des Noise-Rock-Genres, bekannt für seine oft harschen Klanglandschaften und experimentellen Strukturen, positionierte die Band abseits des Mainstreams und unterstrich ihren alternativen Anspruch.

„Wir nennen dich Rock!“: Spuren im Fanzine-Untergrund

Die greifbarste Hinterlassenschaft von „20 Meter Breit“ scheint ihre CD-R mit dem Titel „Wir nennen dich Rock!“ zu sein. Eine Rezension im Plastic Bomb Fanzine (Ausgabe 46, vermutlich aus dem Jahr 2004, da die Ausgabe als „Frühjahr 2004“ datiert ist) gibt einen seltenen Einblick in diese Veröffentlichung und die damalige Wahrnehmung der Band.4 Der Rezensent zeigt sich beeindruckt von der Aufmachung der CD-R, die in einem liebevoll gestalteten Digipack daherkam und sogar ein Video sowie Bonustracks enthielt – ein bemerkenswerter Aufwand für eine Eigenproduktion.4 Dies spricht für den hohen Grad an Engagement und die DIY-Ethik (Do It Yourself), die in der Punk- und Hardcore-Szene, aus der Fanzines wie Plastic Bomb stammen, hochgehalten wird. Die Musik selbst wird als „geballtes Gitarren-Brett“ beschrieben, in dem Spuren von Post-Hardcore der 80er Jahre und Punk zu finden seien, und Live-Auftritte der Band scheinen „kathartische Züge“ gehabt zu haben.4

Als Kontakt für diese Veröffentlichung wurde Oli Gustke mit einer Berliner Adresse (Waldeyerstr. 10, 10247 Berlin) und die Webseite www.20mb.org genannt.4 Die Existenz einer eigenen Webseite zu dieser Zeit war für eine Underground-Band nicht selbstverständlich und deutet auf Ambitionen hin, die über rein lokale Präsenz hinausgingen. Die Rezension im Plastic Bomb Fanzine ist mehr als nur eine Plattenkritik; sie ist ein Zeitdokument, das die Existenz und das Wirken von „20 Meter Breit“ in einer spezifischen Subkultur festhält. Ohne solche Nischenpublikationen würden viele Bands und ihre Werke schlichtweg in Vergessenheit geraten. Es unterstreicht die Rolle von Fanzines als wichtige Archiveure alternativer Musikkultur.

Neben diesem Hauptwerk sind auch einzelne Songtitel bekannt, die vermutlich Teil ihres Repertoires oder anderer kleinerer Veröffentlichungen waren: „Tags im Kaufhaus“, „Bronson“, „Bitte“ und „Instrumetal“.5 Die genauen Veröffentlichungsdaten oder Tonträger dieser Stücke sind jedoch nicht überliefert, was die Rekonstruktion ihrer Diskografie erschwert.

Der wohl bemerkenswerteste Aspekt in der Geschichte von „20 Meter Breit“ ist ihre Tour durch Neuseeland. Im Januar und Februar 2012 wagte die Berliner Noise-Rock-Band diesen ungewöhnlichen Schritt und tourte mit Dominik Henn am Bass durch das Land am anderen Ende der Welt.1 Für eine Band ihres Bekanntheitsgrades und Genres war eine solche Unternehmung ein logistischer und finanzieller Kraftakt und zeugt von erheblichem Ehrgeiz und Abenteuerlust.

Fazit: Die anhaltende Resonanz eines Underground-Echos

„20 Meter Breit“ mag für viele ein unbeschriebenes Blatt sein, doch die Geschichte dieser Berliner Noise-Rock-Band ist ein faszinierendes Beispiel für den unerschrockenen Geist, der oft in den Tiefen des musikalischen Undergrounds zu finden ist. Mit einem Namen, der ebenso viel Raum für Interpretation lässt wie ihre Musik, haben sie eine Nische in der Berliner Szene besetzt, Tonträger im Geiste des DIY produziert und mit einer Tournee durch Neuseeland einen geografisch wie ambitioniert weiten Bogen geschlagen.

Die Band verkörpert den Drang, Musik um ihrer selbst willen zu schaffen, oft gegen alle Widerstände und ohne die Aussicht auf kommerziellen Erfolg. Ihre Geschichte, zusammengesetzt aus Fanzine-Kritiken, alten Konzertankündigungen und den Erwähnungen einzelner Musiker, ist ein Mosaik, das die typische Laufbahn vieler Underground-Formationen widerspiegelt: eine Phase intensiver Aktivität, einige bemerkenswerte Höhepunkte und ein langsames Verklingen, das mehr Fragen als Antworten hinterlässt.